Kleidung kaufen


Der rote, geflochtene Gürtel hat es ihr angetan. Immer wieder wendet die 40-Jährige ihn hin und her, hält ihn sich an. Einen Platz vor dem Spiegel im „Roten Lädchen“ hat sie nicht mehr ergattert. Der ist schon besetzt. Dort probiert gerade eine zierliche, dunkelhaarige Frau eine braune Winterjacke an. „Die sitzt perfekt“, sagt Birgitt Sevenich, eine von derzeit 22 ehrenamtlichen Helferinnen des gemeinnützigen Vereins. Gibt aber zu bedenken: „Wenn Sie noch etwas drunterziehen, dann wird es zu eng.“ Aber das spielt wohl keine Rolle: Die Kundin ist schon auf dem Weg zur Kasse, bezahlt und verlässt zufrieden den Laden.

Das Geschäft an der Keimesstraße 23 ist winzig, gerade einmal 50 Quadratmeter groß. Im Moment knubbeln sich drei Kundinnen gleichzeitig am Ständer mit den Winterjacken. Jeder Zentimeter wird hier ausgenutzt, um gebrauchte Kleidung für einen guten Zweck zu verkaufen: Socken, Hemden, Blusen, Röcke und Anzüge. Aber auch ein Sammelsurium an Modeschmuck, Haarreifen, Geschirr oder Spielsachen liegen in den Regalen.

 

Kunden warten schon

Kleidung kaufen in Frechen: Das Rote Lädchen in der Keimesstraße 23

Kleidung kaufen in Frechen: Das Rote Lädchen in der Keimesstraße 23

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des “Roten Lädchens” in der Keimesstraße in Frechen versorgen viele Menschen mit Kleidung – jedes Kleidungsstück wird zu einem „Festpreis“ verkauft, „Handeln zwecklos“, denn der Erlös wird gespendet.

An diesem Dienstag hat sich wie so oft schon 15 Minuten bevor das „Rote Lädchen“ öffnet, ein kleiner Pulk von Menschen vor der Tür versammelt, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Es hat sich in der Stadt längst herumgesprochen, dass die Sachen hier gut und günstig sind.

Jacke auf, Jacke zu. Pullover an, Pullover aus. Im Laden bekommt man jetzt, eine Stunde nach der Öffnung, kaum noch ein Bein auf den Boden. Seine eigene Jacke darf man besser nicht unbeaufsichtigt irgendwo ablegen. „Es kann passieren, dass sie aus Versehen verkauft wird“, erzählt Gerda Rohè.

„Das ist meine Lieblingsboutique“, schwärmt eine Kundin. Schwarze Klamotten mit Glitzer, danach hält die Stammkundin Ausschau. „Der Preis stimmt, die Beratung ist gut. Was will man mehr?“, fragt die 59-Jährige. Eine der freiwilligen Verkäuferinnen, Emmy Fischer, singt einem Mädchen eine Melodie aus einem Kinderliederbuch vor. Die Mutter zieht sich derweil in Ruhe um. Manchen Kunden geht es gar nicht in erster Linie darum, günstig einzukaufen. „Zu uns kommen viele Allergiker, die froh sind Kleidung zu kaufen, die schon oft gewaschen ist“, erzählt Marianne Madsack. Gerade wird ein neuer Kleidersack abgegeben. Die Mitarbeiterin Sofia Schuschkewitsch nimmt ihn entgegen.

Im Nebenraum werden die Klamotten gleich durchgesehen und sortiert. Beschädigte und verschmutzte Sachen werden aussortiert. „Das ist hier keine heile Welt“, sagt Vereinsvorsitzende Elke Schaufuß, die sich schon über so manchen „miefenden“ Sack mit unbrauchbaren Klamotten geärgert hat.

„Es kommen auch Kranke und Einsame, die nur ein bisschen reden wollen“, sagt Sonja Fiedler. Für sie nehmen die Mitarbeiterinnen sich dann Zeit und hören zu. Aber auch für die 22 ehrenamtlichen Helferinnen, die in festen Teams arbeiten, ist das Geschäft ein Treffpunkt. „Feste Freundschaften sind entstanden“, sagt Sigrid Wolter, die mittlerweile in der Eifel wohnt und trotzdem regelmäßig die Fahrt nach Frechen auf sich nimmt.

Erschienen im Kölner Stadtanzeiger am 09.01.2008